materialPREIS 2017 – der beste Materialeinsatz gewinnt
280 Einreichungen, 250 Gäste, 15 Preisträger!
In der mehr als beeindruckenden Atmosphäre des Hospitalhof Stuttgart wurden die Auszeichnungen und Anerkennungen an die Preisträger des materialPREIS 2017 vergeben. Ein voller Saal voll heiterem Publikum, zufriedene Sponsoren und stolze
Preisträger trugen zur erfolgreichen Abendveranstaltung bei.
Fotos: Philip Kottlorz
Der materialPREIS 2017 ist Geschichte! Die Preisträger sind gekürt! Mit einer fulminanten Anzahl von 280 Einreichungen aus 14 Ländern hatte die Fachjury die herausfordernde Aufgabe den aufsehenerregenden Einsatz bemerkenswerter Materialien von gleichermaßen hoher ästhetischer und architektonischer Qualität auszuzeichnen. Die enorme Bandbreite bemerkenswerter Projekte reichte von Staatsoper bis Straßenreinigungsdepot, von Tanzstudio bis Traktorunterstand, von UNESCO Weltnaturerbe Museum bis Weingut, von Judohalle bis zur Bushaltestelle.
Aus den Beiträgen haben die Juroren je drei Gewinner in den Kategorien Anwendung, Material und Materialeinsatz gekürt. Ob der gleichermaßen innovativen und kreativen Hochschularbeiten zeigten sich die Juroren besonders beeindruckt und großzügig. Sie vergaben drei zusätzliche Anerkennungen an Studentenprojekte. Erstmals hatte in diesem Jahr das Publikum die Möglichkeit über die Preisträger in der eigenen Kategorie Publikums-Voting abzustimmen. Auch hier wurden drei Projekte ausgezeichnet, bei denen Material einen besonderen Stellenwert einnimmt.
Insgesamt wurden 12 Auszeichnungen vergeben:
1. Auszeichnung Anwendung
BIODIVERSUM “Haff Remich” von VALENTINY hvp architects
Trotz seiner gleichermaßen anspruchsvollen wie ungewöhnlichen Form, die Assoziationen an ein keltisches Bootsrumpf weckt, nimmt sich die Architektur zurück und bettet sich ganz selbstverständlich in das Haff ein. So wird eine außerordentliche Stimmigkeit von Ort, Thema, Material und Funktion erzeugt. Die harmonische Symbiose von Innen und Außen, Fassade und Dach, Architektur und Natur ist materialgeschuldet. Die Ausarbeitung des Projektes ist äußerst kohärent und eine Runde Sache, wo alles zusammenpasst. Kommentar der Jury
2. Auszeichnung Anwendung
Aesop Signature Store München von eins:33 GmbH
Schon allein die Berücksichtigung des Ortes im Konzept und die Reflexion der Umgebung ist preiswürdig. Das Wiederbeleben einer alten Immobilie gelingt hier durch das Entkernen des Raumes. Die so freigelegte Betondecke im 60er Jahre Duktus baut Korrespondenz zum monolithischen Tresen auf. Der dazu inszenierte Kontrast aus pudriger Stofflichkeit und rauem Beton kopuliert mit dem überraschenden Moment des Duftes. Die sich daraus entfaltende Poesie festigt die große Alleinstellung der Marke weiter, handelt es sich doch um den einzigen Filialisten, der in jedem Projekt anders agiert. Kommentar der Jury
3. Auszeichnung Anwendung
FEUERWEHRHAUS SAND IN TAUFERS von PEDEVILLA ARCHITECTS
Die Gesamtkonzeption aus Putz, Metall und Wald und die Selbstverständlichkeit der Farbgebung sind mutig und überzeugend zugleich. Da wirkt selbst eine gelbe Tür nicht komisch. Weit mehr noch – schwierige Details wie der Übergang vom Putz zum Gitter sind sehr gut gelöst, die Verzahnung über Geländer und Leuchten in der Landschaft macht die Architektur zu einem Ort und die konsequente Monochromie verleiht dem Feuerwehrhaus fast musealen Charakter. Dabei schafft das tradierte Material des rauen Putzes gleich
zweifach Bezug zum Ort: in einer Zeit nur noch glatter, homogener Oberflächen greift der Spritzputz die südtirolische Tradition auf, seine assoziative Farbgebung zum herbstlichen Lärchenwald unterstützt dies ausdrucksvoll. Kommentar der Jury
1. Auszeichnung Material
Staatsoper Unter den Linden von HG Merz GmbH
So notwendig die weitreichenden Eingriffe in die historische Bausubstanz auch sind, so ungemein sensibel und behutsam erweist sich ihre Gestaltung. Aus dem klassizistischen Deckendekor abgeleitet, entsteht eine großflächig perforierte, sphärisch gekrümmte und selbsttragende Schale, die sich geradezu selbstverständlich in die omnipräsente Deckenansicht einfügt. Dass aus der Notwendigkeit heraus eine so gute gestalterische Lösung gefunden, dass eine so spezielle Aufgabe so perfekt gelöst werden konnte, gebührt großen Respekt. Kommentar der Jury
2. Auszeichnung Material
Achim Menges with Moritz Dörstelmann (ICD University of Stuttgart / Achim Menges Architect) Jan Knippers (ITKE University of Stuttgart / Knippers Helbig Advanced Engineering) Thomas Auer (Transsolar Climate Engineering / TUM) Commissioned by the V&A London
Leicht und filigran mutet dieser Pavillon an, der höchst virtuell daher kommt, ja fast gerendert scheint. Textil als festes, statisches Material auf die Kräfteverteilung abgestimmt – das ist neu und bedeutet jahrelange Forschung. Und so selbstbewusst präsentiert sich der Pavillon als Symbiose aus struktureller Effizienz und architektonisch surrealer Gestalt. Das Resultat computerbasierter, bionischer Entwurfsmethoden und robotischer Fertigungsverfahren – mit seinen verrückten Auskragungen – ist einfach unglaublich und zeigt auf verblüffende Weise das große Potenzial von faserbasierten Werkstoffen für Leichtbaukonstruktionen im Bauwesen: materialgerechtes Design in höchster Vollendung. Kommentar der Jury
3. Auszeichnung Material
Waldfriedhof Heidenheim, Umbau Aussegnungshalle und Aufbahrungsgebäude von kaestle&ocker Architekten BDA
Die tektonisch gefalteten, aufstrebenden, scheinbar nicht enden wollenden Wandelemente erzeugen eine gotische Anmutung. Klarheit, Ruhe und Ästhetik entmaterialisieren den Raum. Ein Zukunftsprojekt. Wie kriegen wir Neubauten in bestehende Bauten integriert? Was finden wir wertvoll? Was bewirken Materialien? Hier wird die bauliche Aufgabe mit Material erfüllt, der Raum mit Atmosphäre gefüllt. Die große Sensibilität für Raum und seine Nutzung vervollkommnet sich im Fenster der Hoffnung und sorgt für ein positives
Erlebnis beim Abschiednehmen. Kommentar der Jury
1. Auszeichnung Materialeinsatz
Aktivhaus-Siedlung Schelmenholz von Werner Sobek Design GmbH
Wie kann man mit ästhetischer Qualität günstigen Wohnraum schaffen? Diese zeitgemäße Frage hat die Jury mit diesem Projekt beantwortet: Containerbau in einer neuen Qualität. Selbst die ausgeführten Dachterrassen zeugen von Angemessenheit. Die architektonische Komposition und die konsequente Verwendung von Lärche im Außen- und Fichte im Innenbereich sorgen für materialgerechten Einsatz, der schlichtweg überzeugt.
Kommentar der Jury
2. Auszeichnung Materialeinsatz
Neubau Betonhaus in Füllinsdorf von Wespi de Meuron Romeo Architekten BSA mit weberbuess Architekten FH/SIA
So einfach dieser Monolith erscheint, so komplex ist seine Ausführung. Konsequent monolithisch, innen wie außen, muten Architektur und Innenarchitektur künstlerisch, ja skulptural an. Dazu trägt vor allem die großartige Setzung der Fenster und Nischen von innen bei. Dass das uralte Material als Ortsbeton nach dem Ausschalen ausgewaschen wird und die damit verbundene, äußerst schwierige Verarbeitung machen die ungemein hohe Qualität umso beachtlicher. Kommentar der Jury
3. Auszeichnung Materialeinsatz
Haus Sulzer von Andreas Fuhrimann Gabrielle Hächler Architekten ETH BSA SIA AG
Dieses Gebäude ist kein Monolith, sondern besticht durch die Kombination unterschiedlicher Materialien. Mehr noch: Dieses verrückte Haus mit seiner ästhetischen Trashigkeit ist cool und unverschämt zugleich. Der spielerische Umsatz, das Collagenhaftige, die vielen Zitate, der Humor und der Mut verschiedene Materialien so einzusetzen, bedarf sicherlich auch mutiger Bauherren. So überlagern sich verschiedene Ideen zu einer frischen, sich selbst nicht so ernst nehmenden Architektur, in der selbst die Garage zu einem gestalterisch hochwertigen Raum wird. Kommentar der Jury
1. Auszeichnung Publikums-Voting
MAS-Musterhaus Namibia von Robert Rösler für PolyCare GmbH & Co.KG
2. Auszeichnung Publikums-Voting
Herzpraxis Zürich-Höngg von Dost
3. Auszeichnung Publikums-Voting
Parkhaus ALDI Süd von Koschany + Zimmer Architekten KZA
Anerkennung Kategorie Studie & Vision
TUNNELFLIEGER von HOCHSCHULE MAINZ – UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES
So kostengünstig und unkompliziert das Material, so einfach seine Installation vor Ort. Die Materialeigenschaften und die Verarbeitungsmöglichkeiten werden clever ausgenutzt. Diese Komponenten führen dazu, dass sich die Gestaltung in jegliche Raumstrukturen einbringen lässt, dass die positive Kraft, die das Projekt einerseits generiert und die Ablenkung, die die Bespielung andererseits auslöst, ungehindert potenziert werden können. Der Aspekt, der vollkommen heraussticht, ist die Menschlichkeit, die dahinter
steckt: dieses Projekt ist nicht selbstreferenziell, sondern sinnvoll und seine Botschaft, Nutzern etwa Positives mit auf den Weg mitzugeben, ist mehr als vorbildlich. Kommentar der Jury
Anerkennung Kategorie Studie & Vision
PNEUMATIC FORMING OF HARDENED CONCRETE von TU WIEN / ÖHLINGER + PARTNER ZT GES.M.B.H.
Man lege ein Luftkissen unter eine exakt geometrisch definierte, zuvor bereits ausgehärtete Betonplatte mit keilförmigen Aussparungen, bläst dieses auf und umspannt das Ganze. Tollkühn oder waghalsig sind vielleicht passende Adjektive um das Projekt und die Idee zu beschreiben Beton im ausgehärteten Zustand zu biegen. Der Verzicht auf Schalung und Leergerüst bei gleichzeitiger Einsparung von über 50% Beton und
Bewehrungsstahl macht diese Produktionsmethode gleichzeitig ökonomisch und ökologisch. Daher wird das Verfahren wohl Einzug in die Bauwelt halten und dem harten Baustoff Beton neue Konnotationen mit auf die Reise geben. Im wahrsten Sinne des Wortes spannend bietet das innovative Verfahren Potenzial für zukünftige, zweifach gekrümmte Betonschalen und Kuppelbauten. Kommentar der Jury
Anerkennung Kategorie Studie & Vision
SPACERFABRIC-PAVILION: TEXTILE LEICHTBAUHÜLLE von FRANKFURTER FORSCHUNGSINSTITUT FFIN, FRANKFURT UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES
Bis dato noch ein gestaltungsaffines Schattendasein führend, verweist dieser studentische Pavillon auf das enorme Potential textiler Abstandsgewirke in der Architektur. Bisweilen als textile Bewehrung in nicht sichtbarer Verwendung bekannt, tritt hier die reine Materialität mit konstruktiver und dekorativer Struktur zugleich in Erscheinung: als ornamentale, selbsttragende, transluzente und sichtbare Struktur. Die daraus
generierte Innenraumqualität überzeugt atmosphärisch. Das Material, macht einen gewaltigen Sprung – und man braucht nicht mal einen Roboter. Kommentar der Jury
Die Vielfalt und hohe Qualität der Projekte veranschaulicht eindrucksvoll die Kraft der
Materialien und die Kreativität, mit der Planer diese einsetzen. Alle 280 eingereichten Projekte und Gewinner können auf www.materialpreis.com im Detail eingesehen werden.
Die einzige Auszeichnung für Materialien und Projekte
Der materialPREIS prämiert im jährlichen Wechsel Materialien und Projekte mit einer eigenen Auszeichnung. Der Fokus der jeweiligen Auszeichnung liegt einerseits auf der Entwicklung und Produktion neuer Materialien, andererseits auf deren Planung und Einsatz durch Kreative und Planer. Somit bündelt der materialPREIS die Prozesse im Materialkreislauf, die einander bedingen und für den Bestand und Fortschritt der Branche gleichermaßen unerlässlich sind – Produktion und Kreation. Die duale Ausrichtung erlaubt dem einzigartigen Format die komplette Bandbreite im Bezug auf Materialinnovation abzubilden und entsprechende Qualitäten auszuzeichnen.
Dieses Jahr zeichnete der materialPREIS Planer und Gestalter aus, die mit architektonischer Qualität und ästhetischem Materialeinsatz überzeugen. 2018 können sich wieder Hersteller und Entwickler mit ihren neuesten Materialien und Innovationen um die begehrte Auszeichnung bewerben.
Auszeichnungen in vier Kategorien
Die unabhängige Fachjury kürte die Sieger in den Kategorien Anwendung, Materialität und Materialeinsatz. Weitere Preisträger wurden in diesem Jahr erstmals per Online-Voting ermittelt. Alle Projekte stellten sich in allen Kategorien dem Urteil der Jury. Mittels Tags konnten die Einreichenden den Fokus Ihres Projektes in den jeweiligen Kategorien setzen.
Publikums-Voting
Das Fachpublikum und alle Materialbegeisterten waren aufgerufen online über ihre Favoriten abzustimmen und den herausragenden Projekten in der Kategorie zu einer Auszeichnung verhelfen. Dabei konnte für mehrere Einreichungen gestimmt, pro Projekt jedoch nur eine Stimme vergeben werden. Unter allen Teilnehmern am Publikumspreis wurden attraktive Sachpreise von Montana verlost.
Jury
Auch in diesem Jahr konnte wieder eine hoch kompetente Fachjury von Materialspezialisten gewonnen werden, die die Einreichungen bewertete, kommentierte und die Auszeichnungen vergab. Die Jury setzte sich zusammen aus Jutta Blocher (blocher partners), Prof. Dagmar Eisermann (Deutscher Werkbund), Amandus Sattler (Allmann Sattler Wappner Architekten), Christian Sieger (sieger design GmbH & Co. KG), Matthias
Siegert (VON M), Robert Volhard (Stylepark) und den Geschäftsführern von raumPROBE Hannes Bäuerle und Joachim Stumpp.
Sponsoren
Der materialPREIS 2017 wird von den fünf namhaften Sponsoren BASWA acoustic AG, Cembrit GmbH, Konrad Hornschuch AG, Object Carpet GmbH sowie UPM Biocomposites unterstützt.
Preisverleihung
Die Preisträger wurden am 21. Juni 2017 im Rahmen einer feierlichen Veranstaltung in der beeindruckenden Architektur des Hospitalhofs Stuttgart ausgezeichnet. Auch dieses Projekt des späteren Preisträgers Lederer Ragnarsdóttir Oei Architekten war beim materialPREIS 2015 eingereicht worden.
Weitere Informationen unter www.materialpreis.com
Über raumPROBE – Aususlober des materialPREIS 2017
Mit der Kombination aus materialAUSSTELLUNG & materialDATENBANK für Planer und Gestalter bietet die Materialbibliothek raumPROBE seit mehr als 10 Jahren Architekten, Designern, Industrie und Bauwirtschaft eine umfassende Sammlung aus der Welt der Materialien. Die größte Ausstellung seiner Art (über 50.000 Muster) beschäftigt sich intensiv mit Materialien und Werkstoffen und deren Einsatz. Mit regelmäßigen Messeauftritten, Sonderschauen, internen und externen Seminaren wird die Materialkompetenz in die Branche hinausgetragen. Dabei variieren die Sichtweisen auf die Institution: Dauermesse (permanente Unternehmenspräsentation), Bibliothek (Inspiration & Information), Kommunikationsplattform. Namhafte Gestalter und einflussreiche Entscheider nutzen die materialDATENBANK für die Suche nach neuesten Trends, Materialklassikern und Projektlösungen. Online stehen über 4.200 Materialien mit Datenblatt und detaillierten Informationen zur Recherche bereit. Der selbst entwickelte materialFILTER ermöglicht eine effiziente Recherche. Als dienstleistungsorientiertes Unternehmen bedient raumPROBE die Schnittelle zwischen Herstellern und Planern, fördert deren Kommunikation und verknüpft Kompetenz und Kreativität. Der renommierte materialPREIS greift diesen Gedanken auf und zeichnet im jährlichen Wechsel besondere Materialien und besonderen Materialeinsatz aus. Die Auszeichnung vernetzt so auf einmalige Weise Materialhersteller mit Architekten & Planern.
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